Jugendgeschichtstage in Sachsen

Geschichte vor der eigenen Haustüre: Junge Spurensucher*innen aus Sachsen zeigen ihre Geschichtsprojekte im Landtag - ein Rückblick auf die 19. Sächsischen Jugendgeschichtstage

Sie begaben sich auf Spurensuche in ihrer Heimat, durchforsteten Archive und suchten das Gespräch mit Menschen, die ihnen Auskünfte gaben über eine Zeit, die sie selbst nicht miterlebt haben. Zum 19. Mal trafen sich junge Spurensucher*innen aus ganz Sachsen, um eine beeindruckende Zeitreise durch die Geschichte Sachsens aus ihrer Perspektive zu zeigen.

18 Geschichtsprojekte wurden verwirklicht

Die Sächsischen Jugendgeschichtstage sind der Höhepunkt von „Spurensuche“. In Kooperation mit dem Sächsischen Landtag und unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten, werden die Jugendgeschichtstage als 2-tägige Veranstaltung ausgerichtet. Jedes Jahr fiebern die Projektgruppen darauf hin und dann ist es ein ganz besonderes Ereignis den Plenarsaal wieder vollbesetzt mit Jugendlichen und die bunten Projektstände mit ihren vielfältigen Ergebnissen zu sehen: Ausstellungen wurden konzipiert, Filme und Podcasts hergestellt und Zeugnisse vergangener Zeiten mitgebracht. In diesem Jahr spürten insgesamt 18 Jugendgruppen Geschichte vor ihrer Haustüre auf und engagierten sich so für ihren Heimatort.

Bildungsangebote am ersten Tag

Am ersten Tag wurden die Jugendlichen dazu eingeladen, Geschichtsunterricht einmal anders zu erleben. Drei Bildungsangebote in Form von Workshops, Zeitzeuginnen- und Zeitzeugengesprächen standen auf dem Programm. Der Workshop „Wenn Du nicht brav bist, kommst Du ins Heim“ fokussierte sich auf die Erfahrungen Jugendlicher in ehemaligen Umerziehungsheimen des DDR-Systems. In einem Zeitzeuginnen- und Zeitzeugengespräch, geleitet von der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, wurde über die Gründe für die Heimeinweisungen gesprochen und wie sich der Alltag der Jugendlichen im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau gestaltete. Ein Einblick in die ideologischen Hintergründe sozialistischer Umerziehung und innere Funktionsweise des DDR-Heimsystems konnte in der mobilen Ausstellung BLACKBOX HEIMERZIEHUNG, der als umgebauter Seecontainer vor dem Landtag stand, gewonnen werden.

Der Tod des mosambikanischen Vertragsarbeiters Jorge Gomondai 1991 in Dresden, löste eine Welle rechter Gewalt in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung aus. In dem Workshop „Friedliche Revolution für alle? Rassismus und rechte Gewalt in der DDR und Ostdeutschland nach 1990“ wurde rassistisch motivierte Gewalt anhand des Dokumentarfilms „Jorge – Tod eines Vertragsarbeiters“ thematisiert. Im Anschluss kam es zu einem Gespräch unter den Teilnehmenden und Emiliano Chaimite, ein ehemaliger mosambikanischer Vertragsarbeiter in der DDR und Roman Kalex, welcher in seinen Jugendjahren rechte Gewalt in Dresden erlebte. Moderiert wurde das Gespräch von Sven Riesel von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten.

Bei einem Besuch des Residenzschlosses in der Dresdner Altstadt erweckten die Teilnehmenden den Geist des Dresdner Barock. Bei einem Rundgang lernten die Jugendlichen das Schloss kennen und gingen der Frage nach, wie Macht- und Repräsentationswille im kulturellen Mittelpunkt für Stadt und Land des 15. Jahrhunderts umgesetzt wurde.

Öffentliche Präsentation und Preisverleihungen

Mit der Eröffnung des Projektemarkts am Freitag wurde es mit rund 210 Spurensucher*innen sowie jungen und älteren Gästen bunt im Landtag. Begrüßende Worte sprachen die erste Vizepräsidentin und Hausherrin Andrea Dombois. Thomas Früh, Abteilungsleiter für Jugend, Familie und Teilhabe im Ministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und Andrea Büttner, Geschäftsführerin der Sächsischen Jugendstiftung, würdigten in ihren Reden ebenso die jungen Spurensucher*innen. Danach zeigte eine Projektgruppe aus der Oberlausitz ihr Projekt im Plenarsaal. Die LOST POETAS, junge Frauen, setzten sich mit Frauenrollen auseinander und präsentierten dem Publikum eine Performance mit selbst geschriebenen Bühnentexten.

Anschließend startete der Projektemarkt. In dieser Zeit präsentierten die Projektgruppen ihre vielfältigen Ergebnisse, konnte ein Quiz gelöst und über den Publikumspreis abgestimmt werden. Im „Kinosaal“ des Landtages hatten vier, von den Jugendgruppen selbst erstellte Filme, ihre Premiere. Am Nachmittag wurde es durch den Auftritt von Rany Dabbagh sehr stimmungsvoll im Plenarsaal. Bianca und Emma, beide junge Spurensucherinnen, führten uns souverän durch das Programm und verliehen den Publikumspreis und die drei Quizpreise. Das Rennen um den Publikumspreis war knapp, letztlich konnte das Spurensuche-Team des Regenbogenbus e.V. aus Eppendorf mit dem Projekt „Erzähl mir mal …“ die meisten Stimmen für sich gewinnen.

Ein ganz besonderer Höhepunkt war die Verleihung von drei Jugendgeschichtspreisen durch die Fachjury von „Spurensuche“. Über diese Würdigung konnte sich die Jugendgruppe des Projektes „Was hat Görlitz für eine Verbindung zu Anne Frank?“ freuen. Die Jugendlichen aus der CaTeeDrale e.V. beschäftigten sich mit Eva Goldberg, einer Freundin Anne Franks, und ihrer Fluchtgeschichte und entwarfen dazu eine Wanderausstellung. Ein weiterer Preis ging an die Jugendlichen aus der Wohngruppe am Teichhaus“ der Sozialinitiative Kuschnik in Zusammenarbeit mit JUCO Morast. Mit ihrem Projekt „Wohngemeinschaft in Kulturlandschaft“ erforschten sie die Entwicklung und Nutzung des, in die Moritzburger Kulturlandschaft eingebetteten, Mühlgutes von den Anfängen bis heute. Über das Mühlgut, das Teichhaus, ist ein kulturhistorischer und informativer Film entstanden. Außerdem hatten sie ein Würfelspiel mit einem Landschaftsplan mitgebracht, der das alte Mühlgut und seine Umgebung zur damaligen Zeit zeigt. Die Jugendlichen des Jugend- & Kulturzentrum Alte Brauerei Annaberg e.V. freuten sich ebenso über einen Jugendgeschichtspreis. Sie beschäftigten sich in ihrem Projekt mit der Geschichte der Alten Brauerei, ein Haus in dem die Jugendlichen viele Stunden ihrer Freizeit verbringen. Zu den Jugendgeschichtstagen stellten sie einen Graffitizeitstrahl aus, der die 100- jährige Geschichte des Gebäudes in ihren verschiedenen historischen Epochen

Wir sagen allen Gewinner*innen herzlichen Glückwunsch und allen Jugendgruppen ein dickes Dankeschön für die fantastischen Tage! Wir sehen uns hoffentlich alle bei den 20. Sächsischen Jugendgeschichtstagen im November 2024 im Sächsischen Landtag wieder!

Wir bedanken uns bei unseren kooperativen und verlässlichen Partner*innen für die Ermöglichung des vielfältigen Programms der Jugendgeschichtstage und bei den jungen Menschen für ihr Interesse, ihre Motivation und ihr Durchhaltevermögen.

 

Die Jugendgeschichtstage wurden finanziert mit Steuermitteln auf der Grundlage vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Unsere Bildergalerien

Fotogalerie Jugendgeschichtstage 2023
(Fotos Sächsische Jugendstiftung und Thomas Schlorke)

Fotogalerie Jugendgeschichtstage 2022
(Fotograf Markus Lorenz und Thomas Schlorke)

Fotogalerie Jugendgeschichtstage 2019
(Fotografin Laura Döring, Fotograf Stephan Floss und Sächsische Jugendstiftung)

Fotogalerie Jugendgeschichtstage 2018
(Fotograf Thomas Schlorke, Sächsische Jugendstiftung)