Interview mit Manuela Rummel
Was hat Dich dazu bewegt, bei Spurensuche in der Jury dabei zu sein?
Die ersten Berührungspunkte mit der Spurensuche hatte ich im Jahr 2016, als ich zu den Jugendgeschichtstagen eingeladen wurde, um einen Workshop zu leiten. Zu sehen, mit welchem Eifer und mit welcher Freude die Kinder und Jugendlichen ihre Ergebnispräsentation vorbereiten, hat mich vom Konzept der Spurensuche auf der Stelle überzeugt. Als mich Susanne dann 2017 fragte, ob ich selbst in der Jury mitwirken möchte, habe ich sofort zugesagt.
Was verbindest du mit Spurensuche? Was macht Spurensuche für dich besonders?
In meiner Funktion in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau beschäftige ich mich in meinem Arbeitsalltag mit Biografien von Betroffenen repressiver (DDR-) Heimerziehung und damit mit einer Geschichte, in der Kinder und Jugendliche keine Möglichkeit hatten, sich frei zu entfalten und in Umerziehungseinrichtungen einen Alltag erleben mussten, der geprägt war von Zwang, Kontrolle und Gewalt.
Umso wichtiger ist es mir, in der Bildungsarbeit nicht nur Werte wie Freiheit und Demokratie inhaltlich zu vermitteln, sondern vor allem auch im Umgang miteinander. Das Projekt fordert junge Menschen auf, sich selbstbestimmt mit historischen Themen in ihrem Umfeld auseinanderzusetzen. Dabei sollen die Ideen und Gedanken der Jugendlichen im Mittelpunkt stehen. Spurensuche schafft den Rahmen dafür, die Überlegungen der Jugendlichen zu fördern und zu unterstützen. Die Kinder und Jugendlichen und ihre Projekte als Jurymitglied zu begleiten und zu sehen, wie sich diese entwickeln, erfreut mich jedes Jahr aufs Neue mit großer Freude.
Bei welchem geschichtlichen Ereignis wärst du gern dabei gewesen und warum?
Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Mein Blick in die Vergangenheit ist eher ein fragender, der sich dann wieder mit Neugier und Hoffnung in die Zukunft richtet.
Von daher ist jede Beschäftigung mit der Vergangenheit immer eine kleine Zeitreise, die zumeist erkennen lässt, welche gesellschaftspolitischen Veränderungen stattgefunden haben, aber auch deutlich macht, welche – oftmals auch missliebigen - Kontinuitäten zuweilen noch bestehen. Das gilt insbesondere auch für all jene Erziehungsmethoden, die unter den Oberbegriff „Schwarze Pädagogik“ fallen und zum Teil nach wie vor Anwendung finden.
Kurzum: Die Vergangenheit können wir nicht ändern, aber versuchen, die Zukunft besser zu gestalten. Deshalb ist mir gerade die Bildungs- und Vermittlungsarbeit so wichtig. Und wenn sich dann junge Menschen voller Neugier und Tatendrang aufmachen, um historische Ereignisse und Zusammenhänge erforschen, dann gilt es diese Vorhaben besonders zu unterstützen.