KJR Landkreis Leipzig September - November 2017

Meine ersten Monate beim Kinder-und Jugendring Landkreis Leipzig:

 

Jetzt sind die ersten 3 Monate in meinem FSJ schon vorbei und zum einen kommt es mir so vor, als wäre die Zeit einfach vorbeigehuscht und plötzlich ist Weihnachten, zum anderen habe ich doch das Gefühl, schon lange mit meinen Kollegen zusammenzuarbeiten.

Von Anfang an wurden mir verantwortungsvolle Aufgaben übertragen und ich wurde mitten in den Arbeitsalltag hineingeworfen. Doch dieser „Alltag“  besteht vor allem daraus, dass ich jeden Tag etwas Anderes mache. Im September habe ich bei der Betreuung der Wanderausstellung „Muslimisch ins Ostdeutschland“ mitgeholfen und somit bereits ganz früh die direkte Arbeit mit Jugendlichen kennengelernt (aber so fremd ist mir die ja auch nicht, bloß der Perspektivwechsel war schon merkwürdig). Wegen der Bundestagswahl hat meine Organisation ein Wahlforum mit allen Direktkandidaten aus dem Landkreis für Erstwählende veranstaltet. Das war in vielfacher Hinsicht sehr spannend. Die Themen und Fragen der jungen Leute waren sehr direkt und hartnäckig und es war interessant zu sehen, wie sich Politiker verhalten, wenn sie mal nicht mit den üblichen Formaten konfrontiert werden.

Innerhalb der letzten drei Monate habe ich nun auch beinahe alle Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis kennengelernt, da ich ihnen das FSJ Politik und meine Projektidee vorstelle. Die Hoffnung dahinter ist, dass das FSJ Politik mehr Anerkennung erhält und eventuell irgendwann auch besser gefördert wird. (z.B. mit einem kostenlosen Nahverkehrsticket)

(c) KJR LL - Interkultureller Begegnungsort

Und seit Oktober bin ich viel mit meinem eigenen Projekt beschäftigt.

Ich habe mir überlegt, ein historisch-politisches Projekt mit Schüler_innen aus dem Landkreis zum Thema „Jugendopposition im Nationalsozialismus“ durchzuführen.

In Leipzig gab es zu dieser Zeit verschiedene, vom Staat verbotene Jugendgruppen, unter anderem die sogenannten „Meuten“, die sich nicht in die Hitler-Jugend eingliedern wollten. Viele von den Gruppen waren nicht einmal politisch orientiert und wurden trotzdem wegen ihres Aussehens, ihres Musikgeschmacks oder ihrer Freizeitaktivitäten verfolgt und zum Teil auch verhaftet.

Auch im Landkreis Leipzig gab es einige dieser Gruppen und auch die Leipziger fuhren oft an bestimmte Orte im Umland, um möglichst unbeobachtet ihre Freizeit genießen zu können.

Gerade im Moment, mit dem extremen Rechtsruck in ganz Europa ist es meiner Meinung nach wichtig, Jugendlichen undemokratische Strukturen in Jugendgruppen aufzuzeigen und ihnen zu verdeutlichen, sich von solchen Gruppen abzugrenzen. Daher hoffen wir, dass wir das Projekt dann dieses  Jahr auch wirklich in die Tat umsetzten können,  denn wie es immer so ist, kostet das alles eine ganze Menge Geld, was bei Fördermittelgebern beantragt werden muss. Dafür muss ein sehr ausführlicher Projektantrag ausgefüllt werden, der das Projekt im Detail erläutert.

Und Antragschreiben ist manchmal schon recht anstrengend. Zum Glück habe ich dabei viel Hilfe von meinen Kollegen bekommen, die sind ja richtige Antragsprofis. ;)

Aber die restliche Vorbereitung für das Projekt war sehr interessant. Wir haben uns mit einem Historiker, der Spezialist auf dem Gebiet ist, getroffen und die Zusammenarbeit besprochen, genau wie mit einem Jugendbuchautor, der eine Lesung im Rahmen des Projekts gestalten wird. Wir sind außerdem zu einem  Rentner gefahren, der Mitglied bei den Naturfreunden (auch eine während der NS-Zeit verbotene  Organisation) war und noch alte Verhörunterlagen besaß.

Auch die Zusammenarbeit mit dem Schulsozialarbeiter des Gymnasiums Brandis klappt gut und ist sehr erfreulich. Allgemein freut man sich immer, wenn irgendein Antrag der Organisation bewilligt wird und somit eine Projektidee möglich wird. Denn auch wenn es im Arbeitsalltag meist nicht auffällt, sind alle Entwicklungen und sogar das Bestehen des Kinder-und Jugendrings von Politikern und Fördermittelgebern abhängig.

Deshalb ist es von erheblichem Vorteil, wenn man gut vernetzt ist.

Dafür gibt es im Landkreis viele Möglichkeiten.

Zum einen wurde der Landkreis in sieben Sozialräume aufgeteilt. Alle Vertreter der Kinder- und Jugendarbeit, also Schulsozialarbeiter, Leiter der Jugendhäuser und Mitarbeiter in jugendpolitischen Organisationen, treffen sich alle drei Monate, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Da meine Einsatzstelle der Dachverband für alle Jugendverbände (DRK,THW, kirchliche Jugend…) ist, ist immer einer von uns bei jedem Sozialraumteam dabei.

Diese Treffen sind auch für mich sehr bereichernd, da man erfährt welche Organisationen es im Landkreis noch so gibt, mit wem man für Projekte kooperieren kann und was sonst noch so für Veranstaltungen im Landkreis stattfinden. Ähnlich ist das beim „Runden Tisch Migration“. Dort treffen sich alle, die mit Geflüchteten arbeiten oder zum Thema Flucht und Asyl befassen. Auch in politischen Gremien, wie dem Jugendhilfeausschuss, ist meine Organisation vertreten und dort merkt man mal, wie Kommunalpolitik eigentlich praktisch funktioniert.

Aber auch theoretisch lerne ich viel, denn ich habe viele Möglichkeiten, Bildungsseminare zu besuchen. Ich war schon bei einigen zum Thema Rechtsextremismus in der Jugendarbeit und bei anderen die sich mit der Demokratieförderung von Jugendlichen beschäftigten.

Meine Organisation veranstaltet aber auch eigene Seminare. Besonders hervorzuheben sind hierbei die sogenannten JULEICA-Schulungen, die einen als Jugendleiter qualifizieren.

Diese Schulungen sind für ehrenamtliche Jugendliche und Erwachsene sehr wichtig, denn sie klären einen über die rechtlichen Grundlagen zur Leitung von Jugendlichen auf und informieren, wie man Kleinprojekte beantragen kann oder an wen man sich wenden kann, falls man sich um Mitglieder der eigenen Gruppe Sorgen macht.

Auch ich werde an der Schulung teilnehmen, sodass ich dann bald Jugendgruppen überall in Deutschland und auch im Ausland leiten darf, was auch für mein Projekt wichtig ist.

Neben dem Projekt möchte ich nächstes Jahr unbedingt noch den Landtag mit einem Politiker aus dem Landkreis besuchen (vielleicht auch den Bundestag), an weitere Bildungsveranstaltungen, auch zum Thema Umweltpolitik, teilnehmen, den Landkreis weiter kennenlernen und mich weiterhin jeden Tag mit Freude in den Zug nach Bad Lausick setzten, um eine nette Zeit am Arbeitsplatz zu erleben.

 

Lilli